Skadarsee

 


Gestern haben wir uns eine kleine Auszeit vom Arbeiten und Lernen genommen, wir sind zum Skadarsee gefahren und wollten einfach mal ein wenig die Schönheit Montenegros genießen, aber auch den Blick eines Touristen bewahren. Der Skadarsee ist einer der größten Seen Europas und eine der Top Sehenswürdigkeiten Montenegros. Die Grenze zwischen Montenegro und Albanien verläuft mitten durch den See, so dass man ohne weiteres die Bergspitzen Albaniens sehen kann. Der See selbst wird von drei Flüssen gespeist und hat einen Abfluss in die Adria. Der Wasserstand ist im Winter aufgrund der Regenfälle und anschließend natürlich der Schneeschmelze etwa 2 Meter über dem Stand des Sommers, da kann es schon einmal knapp unter den Brücken werden, wenn man mit dem Boot unterwegs ist. Verwunschen zwischen den Bergen liegt er und besticht mit zahlreichen Inseln und unzähligen Seerosen. Die weißen Seerosen können auch gepflückt werden, die gelben gelten als geschützt. Hier haben zahlreiche Wasservögel ihr Zuhause, aber auch Wasserschlangen fühlen sich hier wohl. Unbedacht auf eine der Inseln gehen ist nicht die allerbeste Idee. Auf einer Insel findet man die Überreste eines berüchtigten Gefängnisses - das montenegrinische Alcatraz. In seiner gesamten Geschichte ist nur einem Gefangenen die Flucht gelungen. Als Abschreckung wurden daraufhin giftige Schlangen auf der Insel ausgesetzt, aber das war zu anderen Zeiten. Ein wenig netter von der geschichtlichen Betrachtung sind die vielen kleinen Klöster, die rund um den See liegen, teilweise kann man sie nur per Boot erreichen. Sie sind immer noch bewohnt, auch wenn manchmal nur ein oder zwei Mönche dort leben. Ein paar winzige Dörfer sind ebenfalls nicht durch die Straße angebunden. Hier lebt man traditionell vom Fischfang, in einigen kleinen Weilern auch heute noch ohne Strom. 


Zum Skadarsee haben wir trotz Baustelle und Berufsverkehr knapp 1,5 Stunden benötigt. Wir haben eine Bootstour gebucht und waren ein wenig unter Zeitdruck (das hatte aber eher mit mangelndem Zeitmanagement am Frühstückstisch als mit montenegrinischen Verkehrsbedingungen zu tun). Es hat aber alles wunderbar funktioniert. Wir haben eine vierstündige Bootstour gebucht und waren gespannt.

Startpunkt sollte Virpazar sein, ein Parkplatz liegt direkt an der Hauptstraße. Diesen sollte man auch nutzen, da das Parken direkt am See doch ein wenig abenteuerlich ist, vorsichtig ausgedrückt. Vom Parkplatz geht man ca. 200m zu Fuß, um in ein kleines Dörfchen zu kommen. Hier findet man einen kleinen Supermarkt, mehrere Restaurants, Souvenirstände und viele, viele Anbieter von Bootstouren. Man kann also auch problemlos spontan eine Bootstour machen. Für die Sportler gibt es hier auch die Möglichkeit, sich selbst ein Kanu zu mieten.

Wir hatten ja schon vorher gebucht, daher mussten wir nur hinten durch zu unserem Treffpunkt und wurden freundlich begrüßt und es ging auch schon bald los. Insgesamt waren wir 15 Personen in einem gemütlichen offenen Boot. Es gab nicht nur Getränke sondern auch geräucherten Karpfen, selbstgemachten Käse, Schinken, Marmelade und natürlich Priganica - alles sehr lecker. Unser Weg führte durch eine Straße zwischen den Seerosen auf das offene Wasser, es war wirklich wunderschön, fast wie in einem Märchenland. Zwischendurch ging es durch enge Schilftunnel und glich eher einem Mangrovenwald, aber wir befanden uns immer noch auf einem See. Das Wasser ist so klar, dass man fast überall auf den Grund sehen kann. Unser Guide hat immer wieder angehalten und uns die Besonderheiten erklärt oder uns auf Vögel aufmerksam gemacht, die wir gar nicht gesehen hätten. Es gibt unfassbar viele verschiedene Vögel, die Jungvögel sitzen oft auf den Seerosenblättern und warten auf ihre Eltern.


An einem der kleinen Kloster haben wir noch angehalten und sind an Land gegangen. Hier ist das einzige montenegrinische Kloster, das noch im Originalzustand erhalten ist. Sämtliche Deckenmalereien sind noch aus dem 15. Jahrhundert und sehr beeindruckend. Ein wenig steil ist der Anstieg und riesige Spinnennetze verlaufen über dem Weg, aber es lohnt sich: die Aussicht über den See ist atemberaubend. Ein einzelner Mönch lebt hier noch in stiller Einkehr. Die kleine Kirche kann besichtigt werden und ein Blick hinein lohnt sich. Kurze Kleidung ist hier allerdings nicht erwünscht, daher liegen vor dem Eingang Tücher zum Umbinden und somit ist auch dieses Problem gelöst. 


Ein wenig Kitsch gehört natürlich auch dazu. Jeder Guide und jeder Bootsführer am Skadarsee kann aus Seerosen Ketten herstellen. Natürlich hat jede Frau an Bord eine Kette bekommen und damit es nicht unfair wird, wurden die Herren mit Hüten aus Seerosenblättern ausgestattet. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber die handwerkliche Herausforderung, mit der man mal eben eine Blumenkette machen kann, war schon beeindruckend.




Gehalten haben wir dann noch an einem kleinen abgelegenen Strand, an dem man in Ruhe schwimmen konnte, aber auch einen Kaffee trinken konnte.

Unser Fazit: ein wunderschöner Ausflug. Der See ist traumhaft schön, unser Guide hat uns viel erklärt und erzählt ohne uns zu überfrachten. Wir hatten eine Menge Spaß mit unserer Truppe. Selbst jetzt in der Saison hat man hier seine Ruhe, weil alles so weitläufig ist.


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