Gedanken zum Auswandern

Auswandern ist nichts für Leute, die Langeweile mögen, so viel sei schon einmal gesagt. Vieles haben wir in den letzten Wochen erledigt. Im Vordergrund stand natürlich alles, was mit dem Projekt in Lipovo zu tun hatte: Bauanträge wurden finalisiert, die Marketingbroschüre ist in Vorbereitung, die Webseite wird andauernd aktualisiert und so vieles mehr. 

Daneben hat uns die Bürokratie ganz schön auf Trab gehalten. Krankenkasse, die Abmeldung, Autoverkauf und so weiter möchten halt auch erledigt werden. Das haben wir alles hinter uns gebracht. Morgen in einer Woche geht unser Flug und es kehrt ein wenig Ruhe ein. Wir müssen nur noch packen und hoffen, dass alles ins Auto passt. Es ist entschieden, was mitgeht und der Rest verteilt.

Serbisch lernen ist auch immer noch ein brandaktuelles Thema - zugegeben mit mäßigem Erfolg. Ich hoffe, dass sich das ändert, wenn wir dort sind. Hier bin ich nicht in der Lage, mir auch nur zehn Vokabeln länger als 24 Stunden zu merken, wenn ich sie nicht permanent benutze. Ich bin allerdings auch eher gar nicht sprachbegabt. Ich mache fleißig weiter und hoffe, dass das ab nächster Woche einfacher geht.

Wir sind gut organisiert und inzwichen bleibt immer mal wieder ein wenig Zeit zum Innehalten. Was ist denn besonders spannend oder rückt in den Vordergrund? Als wir das erste Mal angefangen haben, über das Thema nachzudenken, hatte ich am meisten Respekt vor den ganzen Ummeldungen. Das ist zwar alles ziemlich langatmig und aufwendig, aber so schlimm war es gar nicht - obwohl ich auf manche Unterlagen recht lange warten musste und erst seit ein paar Tagen alles beisammen habe, was ich benötige.

Im Vordergrund sind aber gar nicht die organisatorischen Dinge oder sämtliche Behördengänge. Das dominierende Thema ist das Abschiednehmen. Jetzt kann natürlich jeder sagen, dass wir nicht aus der Welt sind und es nur zwei Flugstunden entfernt ist, außerdem gibt es noch Telefone, Videocall usw. Das ist alles richtig, aber es ist doch etwas anderes, ob man sich schnell mal auf einen Kaffee trifft, sich vielleicht in den Arm nimmt und einfach weiß, dass man nur um die sprichwörtliche Ecke ist, wenn man sich sehen möchte. Das finde ich grundsätzlich gar nicht schlimm, es gehört einfach mit dazu. Natürlich sieht man sich ja wieder, aber es wird dann anders werden. Deswegen nehme ich mir im Moment gerne die Zeit und verabschiede mich so ordentlich, wie es halt geht. Manchmal ist es traurig, manchmal freut man sich aber auch gemeinsam mit uns, manchmal auch beides zusammen. Das wird noch die nächsten Tage meine Dauerbeschäftigung bleiben und es ist gar nicht so einfach, aber auch wunderschön. Ich finde es wichtig, diesen Schritt bewusst zu gehen. 

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