Zwischen Frühling und Winter liegen manchmal nur 100 km

Wir haben noch einmal drei Tage in Montenegro verbracht und diese sehr genossen, auch wenn nicht viel zeit für Müßiggang geblieben ist. Vieles war zu erledigen, aber immerhin haben wir auch vieles geschafft und konnten erfolgreich wieder nach Hause fahren. 

Eines hat uns aber wie immer fasziniert: die Vielfalt Montenegros und dieses Mal in ganz greifbarer Form. Wir sind am Dienstag Nachmittag in Podgorica gelandet - knapp 17° hat viele schon zur kurzen Hose greifen lassen. Wir waren vorgewarnt, Wetterbericht lesen klappt. Leider waren wir nur mit Handgepäck unterwegs, also kurz gesagt, kam der dicke Parka einfach in den Kofferraum. Unser erster Zwischenstopp hat uns nach Bar an die Küste geführt. Die ersten Wagemutigen gehen schon ins Meer. Das wäre mir persönlich doch ein wenig frisch, aber wer es mag ... 


Nach einem sehr netten und interessanten Gespräch ging es dann weiter nach Lipovo, das sind etwa 100 km, also gar nicht so viel. Allerdings sind es nicht nur 100 km sondern auch knapp 1000 m Höhenunterschied. Also wieder den Parka auspacken und vor allem Schal, Mütze und Handschuhe. Es war richtig kalt. Übernachtet haben wir im Camp Lipovo bei Robin und seiner Frau. Hier waren wir schon des Öfteren und fühlen uns sehr wohl. Die beiden waren so nett und haben den Kamin für uns schon angemacht, so war es wenigstens in unserer Hütte warm, als wir am späten Abend angekommen sind. Viel sehen konnten wir leider nicht mehr, es war stockdunkel und wir waren einfach nur müde, aber es war eine sternenklare Nacht und die war wunderschön. Es gibt kaum Luftverschmutzung in Lipovo - ein atemberaubender Sternenhimmel gehört also mit zum Programm. 

Morgens zeigt uns ein Blick auf das Thermometer knackige Minusgrade nach Sonnenaufgang, das macht aber nichts, wenn ein gemütliches Feuer prasselt und warmer Kaffee in der Tasse wartet. Nachmittags haben wir noch einen kleinen Ausflug zu unserem Grundstück gemacht und die spätwinterliche Aussicht genossen. Das Tal war weitestgehend schneefrei, auf den Gipfeln liegt aber noch eine Menge Schnee. Abends hat es dann angefangen zu schneien und auch das Tal hat eine weiße Decke abbekommen.


Donnerstag also aufstehen bei Schnee und mittags T-Shirt-Wetter in Podgorica - naja nicht ganz, es gab Nordwind, das war teilweise schon ein wenig ungemütlich. Trotzdem war hier schon deutlich alles auf Frühling eingestellt. Die Leute sitzen draußen und genießen ihren Kaffee.

Zurück in Lipovo standen wir vor einem kleinen Problem ... hier war es kalt und wir waren müde. In Lipovo waren es halt nicht 17° tagsüber und unsere kleine gemütliche Hütte war ganz schön kalt. Wie kalt es in der Nacht werden kann, kann sich jeder selbst ausmalen. Die Freude über so profane Dinge wie einen warmen Kaffee, eine Mütze und ein brennendes Feuer wird hier in unserem Alltag einfach nicht hoch genug geschätzt. Da ist es doch mal schön, wenn man daran erinnert wird.

Am Freitag stand noch ein Treffen mit dem Direktor einer großen Baufirma für Holzhäuser an. Also ging es noch einmal 80 km weiter in den Norden und weiter in die Berge. Hier ist von Frühlingserwachen noch keine Spur zu erkennen. Die ganze Gegend liegt unter einer tiefen Schneedecke, die Skilifte laufen und man kann sich nicht einmal annähernd vorstellen, dass irgendwo in der Nähe schon die Badesaison begonnen hat. 



Es war trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen ein wunderschöner Ausflug. Nachdem er uns seine Fabrik gezeigt hat, haben wir uns noch eine Weile in seinem Hotel unterhalten. In Montenegro ist es üblich, dass man verschiedene wirtschaftliche Standbeine hat und ein wenig zeigen wollte er natürlich auch, was er alles bauen kann. Fazit: ja kann er! Natürlich gehört die obligatorische Einladung zum Essen auch dazu. Wir bekamen Kacamak, den es natürlich nur bei ihm nach original montenegrinischem Rezept gibt. Kacamak ist eine Art Brei aus Kartoffeln, Mehl und Käse - sehr lecker und sehr sättigend, aber genau das richtige bei so einem Wetter. Auch typisch für Montenegro: die "kleine" Portion, die uns versprochen wurde, haben wir nicht geschafft und wir haben auch später unser Abendessen einfach ausfallen lassen. 
Zurück im Camp stand auch nur noch ein netter und gemütlicher Abend mit Robin und seiner Frau auf dem Programm, dieses Mal auch wieder in einer warmen Hütte. Wir genießen die nette und familiäre Atmosphäre sehr und freuen uns darauf, Robin und seine Frau bald zu unseren Nachbarn zählen zu können.

Auch sehr schön im Camp Lipovo: die wechselnden Zaungäste vor unserem Fenster am Frühstück:


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