Karneval in Kotor
Das Rheinländer-Herz jubelt!!! Zu unseren täglichen Beschäftigungen gehört im Moment auch, dass wir die montenegrinischen Nachrichten verfolgen. Zum einen steht immer noch das Erlernen der Sprache ganz oben auf unserer Liste, aber natürlich sind wir auch neugierig, was in Montenegro als wichtig erachtet wird und was die Montenegriner beschäftigt. So saßen wir auch gestern wieder brav vor dem Laptop und haben uns in mühseliger Kleinarbeit Zeitungsartikel übersetzt und kleine Videos angesehen - immerhin können wir jeden Tag ein paar mehr Worte verstehen und vieles auch lesen.
Gestern waren wir dann überrascht, als wir ein kleines Video über den Karneval in Kotor gesehen haben. Richtig gelesen: Karneval in Kotor. Da musste Tante Google uns doch einmal helfen, immerhin konnte es auch ein Übersetzungsfehler sein, aber nein Text war eindeutig und die Bilder ließen auch wenig Platz für Interpretationsspielraum übrig. Wir können sogar noch einen draufsetzen: In Kotor gibt es den Sommer- und den Winterkarneval. Wir sind gespannt.
Kotor ist eine Hafenstadt, die an der Bucht von Kotor liegt. Die Bucht erinnert eher an einen norwegischen Fjord, was sie aber geologisch nicht ist. Das ist uns persönlich aber egal, umgeben von hohen Bergen ist diese Bucht einfach wunderschön und ein absolutes Highlight in Montenegro. Große Kreuzfahrtschiffe fahren hier ein und halten direkt vor der Altstadt in Kotor. Wir sind die Küstenstraße entlang gefahren - wunderschön, aber man braucht auch ein wenig Geduld. Durch die direkt anliegende Bergwelt gibt es nur einen sehr schmalen Küstenstreifen, an dem sich viele kleine Orte schlängeln und die einzige Straße, die hier um die ganze Bucht herum führt. Es lohnt sich trotzdem oder gerade deswegen, das muss jeder für sich entscheiden.
Als jahrhundertalte Hafenstadt mit direktem Meerzugang und über den Landweg verbunden mit der Seidenstraße blickt Kotor auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Kotor wurde immer wieder von anderen Mächten erobert und wieder zurück erobert. Jede Besatzungsmacht hat dabei etwas gelassen und einen Teil der Kultur geprägt. Die Montenegriner haben es irgendwann mit einer liebevollen und stoischen Gelassenheit einfach hingenommen. Wessen Stadt so oft erobert wurde, hat irgendwann auch keine Zeit mehr sich darum zu scheren. Immerhin hat diese Geschichte der Stadt auch Reichtum beschert und einen ganz eigenen Lebensstil geprägt. Über Kotor schreibe ich noch einmal ganz in Ruhe, kommen wir erst einmal zu den wichtigen Dingen des Lebens: Karneval - und auch hier ist ein munteres Potpourri an kulturellen Einflüssen spürbar.
Es gibt ihn tatsächlich und das schon seit etwas mehr als 500 Jahren, mit allem was man sich dazu so vorstellt. Die Ursprünge liegen auch hier in heidnischen Festen, Geister sollten vertrieben und ein neuer Fruchtbarkeitszyklus nach dem Winter begrüßt werden. Nach und nach entwickelte sich der Karneval in Kotor wie anderswo auch zu einem Fest, in dem durch Masken getarnt die Standesunterschiede für einen kurzen Zeitraum verschwunden sind. Sklaven konnten sich frei bewegen und die Staats- und Kirchenmächte in einem gewissen Rahmen bloßgestellt werden. Heute erinnert das an eine Mischung aus venezianischem und rheinländischem Karneval. In Umzügen und großen Bällen, aber auch Schiffsprozessionen wird ungefähr eine Woche lang gefeiert. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto und wird entsprechend zelebriert. Nicht nur für Montenegriner ist diese Woche eine willkommene Abwechslung des Alltags, auch zahlreiche Touristen kommen in die Stadt, um an dem munteren Treiben teilzunehmen. Im Jahre 2002 hat man neben dem traditionellen Karneval im Februar auch den Sommerkarneval ins Leben gerufen. Ungefähr im August geht es also in den Straßen Kotors weiter. Wer sich das Ganze mal live ansehen möchte, sollte frühzeitig ein Hotelzimmer buchen. Die Zufahrt nach Kotor ist voraussichtlich auch ein wenig abenteuerlich, vor allem während der Umzüge: es gibt halt nur diese eine Straße, die sich um die Bucht und damit auch durch Kotor schlängelt.
Hier habt Ihr mal einen kleinen Einblick aus dem Jahr 2019. Der Bericht ist von Kotor TV, genießt die Bilder, auch wenn die Reportage in der Landessprache ist, lohnt es sich:
Und ratet mal, wer dieses Jahr zu Sommerkarneval nach Kotor fährt 😎

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